Kontakte (re)aktivieren
– Schaue dir mein Video zu dieser Woche an!
– In dieser geheimen Facebook-Gruppe beantworte ich dir in den kommenden 6 Wochen deine Fragen! https://www.facebook.com/groups/1146607812107219/
Zusammenfassung der Erkenntnisse aus meinem Video:
– Sei du selbst / sei authentisch / sei individuell
– Sei interessiert
– Sei freundlich
– Sei ehrlich
– Sei verletzlich
– Achte auf deine Körpersprache: Sei offen, locker, nicht verkrampft
– Suche Augenkontakt (nicht starren!) und lächle
– Gib selbstbewusst die Hand
– Mach Komplimente
– So öffnest du eine Gesprächsgruppe
– Falle nicht mit der Tür ins Haus
Johari-Window: Menschen öffnen sich dir mehr bzw. schneller, wenn es Ähnlichkeiten / Überschneidungen gibt.
Ein guter Abgang: Biete an etwas zum Trinken zu organisieren. Suche Möglichkeit für Anschlusskommunikation. Sage ehrlich, wenn du beim gleichen Event noch weiter Kontakte knüpfen möchtest.
Hausaufgabe:
Überlege Dir, wo du überall Kontakte gemacht hast (Schule, Ausbildung, Hobby, Nachbarn, …) bzw. wo du Kontakte notiert hast? (Handy, Mailserver, Notizbuch, Visitenkartenbox, XING, Facebook, LinkedIn, …)
Zusatz zum Einstieg:
Der Mensch ist ein Beziehungstier
Oder: Wie ein Kontakt entsteht
Wie entsteht er denn nun eigentlich, der Kontakt? Wir alle haben viele davon. In unterschiedlicher Art und Weise. Aus Kontakten können Beziehungen werden. Müssen sie aber nicht. Doch mich hat interessiert, was passiert denn da eigentlich, wenn zwei Menschen aufeinandertreffen? Was ist das denn eigentlich, der Kontakt?
Hierzu habe ich Sylvia Pietzko befragt. Sie arbeitet als Business Coach nach Dr. Petra Bock sowie als Trainerin für Kommunikation, Leadership und Teamentwicklung. Ihr Coaching-Loft Rhein-Main in Rödermark bei Frankfurt ist ein Ort der Begegnung. Außerdem ist Sylvia Mitglied der Akademie für Neurowissenschaftliches Bildungsmanagement (AFNB mit Sitz in Köln). Dort bildet sie sich regelmäßig in moderner Hirnforschung weiter.
Sylvia, warum kommt es überhaupt zum Kontakt zwischen Menschen?
Der Mensch ist ein soziales Wesen und braucht andere Menschen. Wenn wir nicht gerade unter einer Verhaltensstörung leiden, gehen wir auf andere ein, weil wir – in unterschiedlicher Ausprägung – ein Interesse an ihnen haben. Denn das Interesse an anderen und der Austausch mit ihnen tut auch uns selbst gut. Etwas für andere zu machen, z.B. zu helfen oder zu arbeiten, ist wichtig für die Psyche, weil man die eigene Existenz in diesem Moment als sinnvoll erlebt.
Seit den 1990er Jahren hat die neurobiologische Forschung zunehmend Belege dafür gefunden, dass die Motivation eines jeden gesunden Menschen auf Zuwendung und gelingende menschliche Beziehungen ausgelegt ist.
Einem anderen Menschen zu begegnen ist erstmal ein Reiz wie andere auch: Wir nehmen unser Gegenüber zunächst meist optisch (von Angesicht zu Angesicht) oder akustisch (z.B. am Telefon) wahr, eventuell dicht gefolgt von haptisch und olfaktorisch – beispielsweise bei einer Küsschen-links-Küsschen-rechts-Begrüßung spüren und riechen wir die Person.
Schauen wir uns einmal an, was dabei im Gehirn passiert …
Dein Gehirn besteht im Wesentlichen aus zwei Teilsystemen:
- Das kognitive System zur Verarbeitung von Informationen – der Cortex.
- Das emotionale System zur Verarbeitung von Gefühlen – das limbische System mit der Amygdala: Hier laufen die Sinneseindrücke aus allen Teilen des Großhirns zusammen — Bilder, Töne und Gerüche, Temperatursignale, Tasteindrücke usw. — und werden mit Gefühlen verbunden. Erst hier verwandelt sich wertfreie Information in Angst, Traurigkeit, Freude oder Glück.
Diese beiden Systeme können aber nicht unabhängig voneinander betrachtet werden, da man inzwischen in den Strukturen des emotionalen Systems starke Verbindungen zu Arealen des kognitiven Systems nachweisen konnte. Soll heißen: es gibt keine rationalen Entscheidungen ohne emotionale Beteiligung!
Nur ein Bruchteil aller Informationen um dich herum dringt auch wirklich zu dir durch: Der Mensch muss tagtäglich Millionen von Sinneseindrücken bzw. Informationen filtern – du wärst sonst komplett überlastet. In dein Bewusstsein dringt deshalb nur, was wichtig ist.
Kommt ein anderer Mensch auf dich zu und spricht dich gezielt an, lässt sich das kaum ignorieren: Dein Gehirn konfrontiert dich in diesem Moment mit der anderen Person. Du kannst 40 Sinneseindrücke pro Sekunde verarbeiten, aber bleiben wir mal allein beim visuellen Eindruck.
Gerade mal 60 Millisekunden dauert es, bis deine Netzhaut den anderen Menschen erfasst und die Signale an die primäre Sehrinde weitergeleitet hat. Etwa 80 Millisekunden später erreichen die Signale deinen Thalamus, das Tor zum Gehirn. Dort werden nun die Neuronen innerhalb von 40 Millisekunden darüber entscheiden, ob die Signale wichtig sind und ob betroffene Abteilungen informiert werden müssen.
Wenn die Wichtigkeit als hoch eingestuft wird, schickt der Thalamus die Signale sowohl an deine Amygdala (emotionales System) als auch an dein Großhirn (kognitives System). Während die Signale noch auf dem Weg zum Großhirn sind, erhält deine Amygdala bereits nach weiteren 40 Millisekunden die Botschaft, um sie zu beurteilen. Lautet das Urteil „Furcht“ (weil z.B. der cholerische Chef vor dir steht), wird mit der Hormonausschüttung für das Angstprogramm begonnen. Inzwischen sind weitere 50 Millisekunden vergangen und die Signale erreichen dein Großhirn.
Dort beginnen die Neuronen sofort damit, die Informationen mit dem dort gespeicherten Wissen abzugleichen. Da das Angstprogramm bereits gestartet ist, hat sich dein Körper reflexartig in Alarmbereitschaft gesetzt: Adrenalin strömt ins Blut, dein Herz schlägt schneller und deine Atmung erhöht sich. Fliehen oder Kämpfen – darauf ist dein Körper in bis dahin nur 270 Millisekunden vorbereitet. Nach weiteren 60 Millisekunden ist auch dein Großhirn mit dem Wissensabgleich fertig und im Idealfall kannst du dich dann auch wieder beruhigen.
Du hast mir erzählt, dass auch das Unterbewusstsein eine große Rolle beim Kontaktaufnehmen hat?
Dein Unterbewusstsein ist mit beteiligt an diesem Prozess: Es hat Informationen abgespeichert, die dir längst nicht mehr bewusst sind. Wenn du vor Jahren einmal eine unangenehme Begegnung mit einem Typen mit schwarzer Hornbrille und hellblonden
Strähnchen hattest, kann es sein, dass dein Großhirn das schon längst vergessen hat. Nicht so dein limbisches System! Das schaltet sofort um auf Amygdala-Alarm und sorgt dafür, dass du den neuen blondhaarigen Kollegen, der jetzt mit seiner dicken Brille vor dir steht, sofort unsympathisch findest und einer bestimmten Kategorie Mensch zuordnest. Dabei hat er bisher einfach nur „Hallo, ich bin der Martin!“ gesagt.
Ok, also steht mir mein Unterbewusstsein oft im Weg, wenn ich jemanden – losgelöst von abgespeicherter Information – kennenlernen möchte? Kann man etwas dagegen tun?
Wenn du es schaffst (z.B. allein durch den Wissensvorsprung, den du ab sofort hast oder durch regelmäßige Selbstreflexion, Meditation sowie andere Achtsamkeits-Übungen), dir diesen Prozess auch direkt in der Situation bewusst zu machen, kannst du die Fähigkeiten deines Großhirns nutzen, um gegen das unangenehme und irrationale Gefühl anzugehen. Gib Martin eine Chance! Das Tolle ist: Dein neuronales Netzwerk in deinem Kopf befindet sich in einem permanenten Umbau und kann sich den Gegebenheiten anpassen. Egal, wie alt du bist.
Neuroplastizität heißt das Zauberwort und es umschreibt die erst seit wenigen Jahren bekannte Fähigkeit unseres Gehirns, ein Leben lang veränderungs- und lernfähig zu sein. Diese Erkenntnis war revolutionär, denn mehr als hundert Jahre lang war man fest davon überzeugt, dass sich das Gehirn nur während der Kindheit entwickeln und anpassen kann. Das Gehirn eines erwachsenen Menschen hingegen verändere sich nicht mehr. Den Satz „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“, den kannst du getrost ins historische Archiv packen und vergessen.
Jedes Signal, das in dein Gehirn gesendet wird, ist wie ein Tropfen, der auf einen Stein fällt und ihn über Jahre verändert. Bei dem Stein verändert sich jedoch nur seine äußere Form. Bei dir hingegen entwickeln sich deine „neuronale Landkarte“ und damit deine Persönlichkeit, dein Wissen, deine Erfahrungen und deine Fähigkeiten. Und alles, was du denkst, fühlst und wahrnimmst ist das Resultat der neuronalen Landkarte.
Diese Individualität der Gehirne ist der Grund, warum z.B. eine Menschenmenge bei dem einen Fluchtinstinkte auslöst und bei einem anderen Begeisterung.
Das Wichtigste kommt aber erst noch: Die Signale in deinem Gehirn lösen Reaktionen und Handlungen aus. Diese Reaktionen und Handlungen haben nur ein einziges Ziel: Sie sollen dazu führen, dass deine Umwelt und deine Gehirnlandkarte deckungsgleich werden. Mit anderen Worten: Die Welt, wie du sie siehst, ist ein Spiegelbild deines neuronalen Netzwerkes. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass wenn du falsche Signale empfängst und an deine Neuronen sendest, am Ende ein ganz anderes Weltbild in deinem Kopf entsteht, als es in Wirklichkeit ist.
Mein Gehirn kann mich also ganz schön fehlleiten und in mir ein ganz anderes Weltbild – fern der Realität – entstehen lassen…
Ist dir schon mal aufgefallen, dass du immer dann, wenn du einen Menschen zum ersten Mal wahrnimmst, innerhalb weniger Sekunden Sympathie oder Antipathie spürst?
Ja, das habe ich schon öfter beobachtet und auch, dass der erste Eindruck sich manchmal nicht bewahrheitet hat.
Genau: Obwohl dir jemand zunächst sympathisch erschien, musstest du diesen ersten Eindruck schon mal revidieren. Quasi der umgekehrte oben beschriebene Martin-Effekt.
Aber woran liegt das?
Wenn du zum ersten Mal einen fremden Menschen siehst, der dir vertraut erscheint – weil dessen Signale deinen eigenen Signalen ähnlich sind – entsteht sofort Sympathie.
Wenn du diesen Eindruck später revidierst, dann hängt dies damit zusammen, dass deine Gehirnzellen in emotionalen Arealen schneller arbeiten, als z.B. die Neuronen in deinem Großhirn, die, wie du ja schon gehört hast, erst noch den Abgleich mit deinem Wissens- und Erfahrungsspeicher machen müssen.
Wenn also dann aus Sympathie eine gewisse Antipathie entsteht, bedeutet dies, dass deine neuronale Landkarte doch nicht so deckungsgleich ist, wie du es zu Beginn der Begegnung geglaubt hast.
Aber wenn das so ist, dann müssten doch Sympathie und Intuition Widersprüche bzw. Gegensätze zu rationalem Denken sein, oder nicht?
Nein, ganz im Gegenteil: Intuition ist ein wesentlicher Bestandteil deiner Intelligenz und auch das werden wir uns nun anschauen.
Intuition bezieht in dein Großhirn unbewusste Signale anderer Menschen mit ein. Bestimmte Gehirnabteilungen (die Amygdala, der Hypothalamus und die Hypophyse) schütten dann entsprechende Hormone aus. Durch das angenehme oder eben unangenehme Gefühl, das du dann empfindest, entsteht überhaupt erst Bewusstsein.
Sicher hast du auch schon mal gesagt: „Da hätte ich mal besser auf mein Bauchgefühl gehört.“ Wenn das so ist, dann müssten wir in Zukunft doch einfach nur auf unser Bauchgefühl hören und schon machen wir alles richtig, oder?
Leider nicht unbedingt: Die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Situation oder einen Menschen richtig einschätzen ist dann am größten, wenn Intuition und kritische
Reflexion zu ähnlichen Ergebnissen kommen. Kritische Reflexion ist nur dann möglich, wenn wir über entsprechende Erfahrungen in unserem Großhirn verfügen, die wir auch abrufen können. Wenn das gespeicherte Wissen nicht ausreicht, um eine korrekte Beurteilung zu treffen, dann kommt es zu einer rein unbewussten Signalverarbeitung, die uns unter Umständen ein falsches Ergebnis liefert. Unser Großhirn füttert – durch langjährige Erfahrung – also quasi unsere Intuition, die dadurch immer treffsicherer wird. Ohne, dass wir es merken.
Hast du ein Beispiel für uns?
Ja, eines aus dem Golfsport: Wenn man einem Anfänger sagt, er soll den Ball schlagen, und gibt ihm Zeit, über Winkel, Kraftaufwand etc. nachzudenken, wird das Ergebnis besser ausfallen, als wenn man ihn einfach schlagen lässt. Er muss sein Großhirn bemühen, um die Aufgabe rational anzugehen, denn ihm fehlen Erfahrungswerte. Umgekehrt: Lässt man einen Golfprofi ohne groß zu überlegen schlagen, fällt sein Ergebnis im Normalfall wesentlich besser aus, als wenn man ihm gesagt hätte, er solle jetzt erstmal über seinen Schlag nachdenken!
Die Treffsicherheit bei der Einschätzung von Situationen oder Menschen hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: 1. Von deinem Wissen und deinen Erfahrungen. 2. Von deiner so genannten emotionalen Intelligenz.
Was rätst du uns?
Weil emotionale Intelligenz so enorm wichtig, aber im Vergleich zu unserem Fachwissen und unseren Erfahrungen oft geringer ausgeprägt ist, solltest du deine emotionale Intelligenz bei möglichst vielen Gelegenheiten trainieren und steigern – bei Netzwerktreffen, in Zwiegesprächen und allen anderen Begegnungen mit deinen Kontakten.
Und warum ist das so?
Weil deine Mitmenschen, genau wie du selbst, auf ehrliche Anerkennung – jemand meint es gut mit dir! – angewiesen sind. Wenn du ehrliche Anerkennung erfährst, steigt dein Selbstwertgefühl. Hierbei wirken sehr unterschiedliche Areale deines Gehirns mit.
Dein Gehirn erzeugt bei dir eine Art inneres Bild einer vertrauten Person. Neben diesem inneren Bild besitzt du aber auch ein Bild von dir, dein so genanntes Selbstbild. Wenn du nun mit dieser Person z.B. beruflich oder auch privat in Kontakt trittst, passiert auf den ersten Blick etwas sehr Merkwürdiges:
Dein inneres Bild der anderen Person und dein Selbstbild färben aufeinander ab!
Deshalb ist es nicht egal, wer dir Anerkennung oder Lob ausspricht: bei manchen Menschen freust du dich, bei anderen denkst du „Schleimer!“.
Nichts ist schlimmer für dein Gehirn, als wenn du von einer vertrauten Person ignoriert wirst! Und dabei ist es egal, ob es sich z.B. um nicht ausgesprochene Anerkennung, um Liebesentzug oder um Nichtbeachtung handelt. Am Ende steht in solchen Fällen immer das gleiche Ergebnis:
Menschen, denen so etwas dauerhaft passiert, werden unsicher und ängstlich, ziehen sich zurück und erleiden psychische und manchmal auch körperliche Schäden. Wenn du also möchtest, dass sich z.B. deine Mitarbeiter oder deine Kinder prächtig entwickeln, dann solltest du diese Erkenntnisse der modernen Hirnforschung zukünftig viel häufiger nutzen. Einem anderen Menschen Aufmerksamkeit zu schenken, ist leicht: es muss gar nicht immer das lange Gespräch sein, oft reicht ein freundlicher, wohlwollender Blick, eine Berührung am Arm im Vorbeigehen oder eine einfühlsame, urteilsfreie Bemerkung.
Und wenn wir gerade bei den Emotionen und persönlichen Beziehungen sind, gleich noch ein Tipp: Suche bei deinen Kollegen und Mitarbeitern möglichst häufig das persönliche Gespräch und reduziere E-Mails oder Video- und Chatkonferenzen. E-Mails und Videokonferenzen sind zwar sehr praktisch, aber sie verfälschen das Bild von der tatsächlichen Wirklichkeit. Es geht nicht darum, die neuen Medien zu verteufeln – schließlich nutzen wir sie gerade sehr erfolgreich zusammen. Worum es geht ist, dass wir sie im Alltag etwas vorsichtiger und dosierter einsetzen sollten.
Und das hat einen handfesten Grund: Das persönliche Gespräch, also deine Fähigkeit zu sprechen und zuzuhören, ist nicht nur das erfolgreichste Instrument zur Gewinnung neuer Erkenntnisse – es ist auch das wirksamste für die Veränderung von Erkenntnissen. Führungskräfte beispielsweise denken oft, dass ihre Leute Probleme mit Veränderungen hätten. Dabei ist den meisten Menschen klar, dass Veränderungen zum Leben dazugehören und eher die Regel als die Ausnahme sind. Das Problem ist meistens die (mangelhafte!) Kommunikation von Veränderung! Die neuen Medien können diese Kommunikation zwar unterstützen. Werden sie jedoch zu intensiv genutzt, bewirken sie das Gegenteil.
Wie du bereits erfahren hast, ist die eigene Wirklichkeit immer nur ein Teil der tatsächlichen Wirklichkeit, weil die Nervenzellen sich vor Reizüberflutung schützen müssen und daher Signale filtern. Und du hast erfahren, dass die Signale immer von vielen Abteilungen in deinem Gehirn parallel verarbeitet und mit deinem gespeicherten Wissen abgeglichen werden.
Wenn du über die neuen Medien kommunizierst, werden ausschließlich akustische und/oder optische Signale in dein Gehirn übertragen. Was aber fehlt, ist die Übertragung von wirklichkeitsgetreuen Emotionen.
Naja, das finde ich aber nicht so…. Es gibt Mails, in denen sich Menschen richtig aufregen können… Oder es gab auch schon mal eine Videokonferenz, in der sich jemand über die Meinung des anderen richtig geärgert hat… Ich finde, dass auch in solchen Medien mehr Emotionen drinstecken, als einem manchmal lieb ist!
Stimmt, aber Emotionen sind nicht wirklichkeitsgetreu, sondern reine Interpretation und Spekulation deinerseits. Um wirklichkeitsgetreue Emotionen zu erhalten, müssen nämlich die eingehenden Signale nicht nur von verschiedenen Gehirnabteilungen verarbeitet und aufbereitet werden, sondern zusätzlich zu einem eindeutigen Endergebnis zusammengefasst werden.
Dies geschieht aber nur, wenn deine Sehrinde Bilder von lebenden und live handelnden Akteuren erhält! Denn unser Gehirn ist zwar lebenslang modulierbar, hat sich in seinen Grundzügen jedoch seit der Steinzeit nicht nennenswert verändert. Das bedeutet, dass das tiefere Verstehen der Mitteilung eines Menschen an seine wirkliche Anwesenheit gebunden ist. In der Höhle gab es noch kein Internet.
Nur wenn das gewährleistet ist, registrieren deine Neuronen z.B. die Bewegungen von den 150 Gesichtsmuskeln deines Gesprächspartners. Außerdem registrieren die Nervenzellen genauestens dessen Augen- und Handbewegungen, weil sich dadurch seine Worte auf Wahrhaftigkeit und tiefere Beweggründe überprüfen lassen. Wenn etwas nicht live stattfindet, dann fehlen diese Signale. Deine Neuronen, die für das zusammenfassende Endergebnis verantwortlich sind, legen sich einfach hin und schalten ab. Das ist dann fast so, als wenn du eine Handlung von einem Roboter oder einer Maschine vorgeführt bekommst. Wirkliche Emotionen fehlen völlig.
Weil das so ist, kann ein tiefes emotionales Miteinander über die neuen Medien nicht aufgebaut werden. Und das wird sich solange nicht ändern, solange man Emotionen nicht downloaden kann. [/text_block]